Hyperhidrose: Ursachen, Formen und Behandlung bei krankhaftem übermäßigem Schwitzen

Hyperhidrose ist der medizinische Fachbegriff für krankhaftes Schwitzen. Schwitz an sich, selbst übermäßiges Schwitzen, ist für sich genommen keine Erkrankungen. Denn Schwitzen hat wichtige Funktionen: allen voran die Regulierung der Körpertemperatur. Von einer Erkrankung spricht man erst dann, wenn das Schwitzen nicht nur überdurchschnittlich ausgeprägt, sondern zudem auch durch eine Fehlfunktion gesteuert ist. Dieser Artikel bietet die wichtigsten Informationen zu der verschiedenen Formen der Hyperhidrose, den Ursachen sowie der Diagnostik und der Hyperhidrose Behandlung.

Hyperhidrose: Wann wird von Hyperhidrose gesprochen?

Der Begriff Hyperhidrose stammt, wie viele medizinische Fachbegriffe, aus dem Griechischen. „Hyper“ bedeutet "über" beziehungsweise "darüber" hinaus. „Hidrose“ stammt vom Griechischen „hidros“ und heißt einfach nur „Schweiß“. Schwitzen ist eine natürliche Funktion des Körpers: Es dient der Regulierung der Körpertemperatur. Allerdings kann Schwitzen aus von dieser Funktion abgekoppelt sein oder weiter darüber hinausgehen. Dann spricht man von einer Hyperhidrose. Menschen mit Hyperhidrose haben eine stark vermehrte Schweißausschüttung – und das unabhängig von Wärme oder Kälte, Tages- oder Jahreszeit.

Fokale und generalisierte Hyperhidrose: Was ist der Unterschied?

Menschen, die an Hyperhidrose leiden, haben weder an anderen Stellen Schweißdrüsen, noch mehr Schweißdrüsen als der Durchschnitt. Die vorhandenen Schweißdrüsen, sondern lediglich aufgrund einer Überstimulation mehr Schweiß ab, als dies die Regel ist. Die Überstimulation wird durch das sogenannte vegetative Nervensystem verursacht. Je nachdem, an welchen Stellen die vermehrte Schweißabsonderung auftritt, wird zwischen zwei Formen der Hyperhidrose unterschieden: der generalisierten und der fokalen Hyperhidrose.

Generalisierte Hyperhidrose

Bei der generalisierten Hyperhidrose tritt die vermehrte Schweißbildung am gesamten Körper auf. Die vermehrte Schweißbildung ist also nicht auf bestimmte Körperregionen reduziert. Die Überproduktion an Schweiß tritt gleichmäßig am gesamten Körper auf.

Fokale Hyperhidrose

Von einer fokalen Hyperhidrose sprechen Mediziner, wenn die überproportionale Schweißproduktion auf einzelne Körperregionen begrenzt ist. In vielen Fällen betrifft die fokale Hyperhidrose die Achseln (axillare Hyperhidrose), die Hände (palmare Hyperhidrose) oder Füße (plantare Hyperhidrose). Darüber hinaus kann die fokale Hyperhidrose den Bereich der Leisten und der Intimregion sowie im Kopfbereich insbesondere die Stirn oder das Gesicht betreffen.

Ursachen: Was steckt hinter einer Hyperhidrose?

Krankhaftes, übermäßiges Schwitzen kann viele Ursachen haben. Je nach Ursache für die Erkrankung, sprechen Mediziner von einer primären oder einer sekundären Hyperhidrose.

Die primäre Hyperhidrose

Bei der primären Hyperhidrose lässt sich keine Ursache für das übermäßige Schwitzen erkennen. Meist zeigt sich die primäre Hyperhidrose als fokale Hyperhidrose – ist a.so auf bestimmte Körperregionen beschränkt. Besonders häufig tritt die primäre Hyperhidrose während der Pubertät, also im Jugendalter und im jungen Erwachsenenalter, auf. Im Laufe des Lebens nimmt die Symptomatik ab oder verschwindet ganz.

Die sekundäre Hyperhidrose

Bei der sekundären Hyperhidrose ist das übermäßige Schwitzen das Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung. Alternativ kann die sekundäre Hyperhidrose auch durch bestimmte Medikamente, wie Schilddrüsenhormone, Kortisonpräparate oder Betablocker, ausgelöst werden. Außerdem können, vornehmlich bei Frauen, hormonelle Veränderungen zum vermehrten Schwitzen im Sinne einer sekundären Hyperhidrose führen: also vor allem während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren.

Insbesondere folgende Krankheiten verursachen, neben anderen Symptomen, auch die einer sekundären Hyperhidrose:

  • Infektionskrankheiten von einer Erkältung bis zu Grippe oder Tuberkulose
  • Überfunktion der Schilddrüse
  • Herzerkrankungen: Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche
  • Tumorerkrankungen
  • Angsterkrankungen

Diagnose: Wie wird Hyperhidrose beim Arzt festgestellt?

Ob ein Patient tatsächlich an einer Hyperhidrose leidet und ob es sich um eine primäre oder eine sekundäre Hyperhidrose handelt, stellt der Arzt mit folgenden Untersuchungen fest:

  • Anamnese: Befragung, seit wann und in welcher Weise, in welchen Situationen und an welchen Körperstellen das übermäßige Schwitzen auftritt
  • Körperliche Untersuchung
  • Blutbild; insbesondere zur Abklärung der Schilddrüsenwerte
  • Bildgebende Verfahren bei Verdacht auf Tumor
  • EKG bei Verdacht auf eine Herzerkrankung als Ursache der Hyperhidrose
  • Spezielle Testverfahren mit denen das Ausmaß des Schwitzens abgeklärt wird (Jod-Stärke-Test) sowie überprüft wird, ob auf beiden Körperseiten gleich viel Schweiß abgesondert wird (Gravimetrie).

Therapie: Wie erfolgt die Hyperhidrose Behandlung?

Wie die Hyperhidrose Behandlung aussieht, hängt maßgeblich davon ab, ob es sich um eine primäre oder eine sekundäre Hyperhidrose handelt.

Behandlung der sekundären Hyperhidrose

Liebt eine sekundäre Hyperhidrose vor, so fokussiert sich die Behandlung auf die Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung.

Behandlung der primären Hyperhidrose

Die Therapie der primären Hyperhidrose richtet sich nach dem Grad, also der Schwere, der Hyperhidrose. Grundsätzlich wird immer zunächst versucht, die Behandlung der Hyperhidrose so zu wählen, dass diese möglichst sanft ist und wenige Nebenwirkungen hat.

Behandlung der Hyperhidrose mit Deodorants

Zunächst sieht die Therapie einer Hyperhidrose die Anwendung geeigneter Deodorants und Antiperspirant-Cremes vor. Diese gibt es nicht nur zur Anwendung im Bereich der Achseln. Vielmehr gibt es auch spezielle Präparate für Gesicht, Füße und Hände. Diese Präparate enthalten meist Aluminiumsalze, die dazu führen, dass die Schweißdrüsen ihre Funktion für eine gewisse Zeit reduzieren.

Behandlung der primären Hyperhidrose mit Leitungswasser-Iontophorese

Bei dieser Form der Behandlung werden die betroffenen Körperstellen mehrfach pro Woche für 20 bis 30 Minuten in Stromwasser gebadet. Für die Anwendung ist ein spezielles Gerät erforderlich. Daher müssen Patienten zunächst in die Handhabung eingeführt werden, ehe die Anwendung zu Hause erfolgen kann. Das Behandlungsverfahren der Leitungswasser-Iontophorese eignet sich vor allem für eine fokale Hyperhidrose an Händen und Füßen. Die Behandlung muss dauerhaft fortgeführt werden.

Hyperhidrose Behandlung mit Botulinumtoxin A Injektionen

Bei Botulinumtoxin A handelt es sich um ein Nervengift. Wird dieses lokal an den Stelen injiziert, an denen die übermäßige Schweißproduktion auftritt, so wird die Schweißproduktion an diesen Stellen für eine Dauer von einigen Monaten blockiert. Die Injektionen erfolgen an fest definierten Stellen. Diese Behandlung eignet sich insbesondere für fokale Hyperhidrosen im Bereich der Achseln, an den Händen und Füßen. Die Behandlung muss ein- bis zweimal pro Jahr erfolgen.

Wichtig: In Deutschland erfolgt die Hyperhidrose Behandlung mit Botulinumtoxin A im Bereich von Händen und Füßen „off-label“. Das bedeutet, dass es für diese Anwendungsgebiete (noch) keine offizielle Zulassung gibt.

Hyperhidrose Therapie mit Radiofrequenz, Mikrowellen und Ultraschall

Die nächste Stufe der Hyperhidrose Behandlung stellt die Therapie mit Radiofrequenz, Mikrowellen sowie Ultraschall dar. Hierbei werden die Schweißdrüsen subkutan, also unter der Haut, mit Wärme behandelt und dadurch geschädigt werden. Auf diese Weise wird die Schweißproduktion deutlich verringert. Allerdings können durch diese Verfahren auch andere Gewebe geschädigt werden. Die Anwendung erfolgt unter lokaler Betäubung. Vorrangig werden diese Verfahren im Bereich der Schweißdrüsen in den Achseln angewendet.

Systemische Behandlung der Hyperhidrose

Systemische Behandlungen sind solche, die im gesamten Körper wirken. Liegt eine generalisierte Hyperhidrose vor, so können Anticholinergika verschrieben werden. Diese wirken entspannend auf das Nervensystem, so dass die Nervenreize, die für die Schweißbildung verantwortlich sind, vorübergehend nicht mehr weitergeleitet werden. Da diese Form der Behandlung meist weitreichende Nebenwirkungen hat, kommt eine systemische Behandlung nur vorübergehend in Betracht.

Chirurgische Behandlung der primären Hyperhidrose

Wenn alle zuvor dargestellten Formen der Behandlung der Hyperhidrose keine Wirkung zeigen, kommen chirurgische Verfahren in Betracht. Hier stehen folgende Verfahren zur Verfügung:

  • Subkutane Kürettage-Methode: Mit einem „scharfen Löffel“, Laser oder durch Absaugung wird das unter der Haut gelegene Schweißdrüsenknäuel im Bereich der Achseln entfernt.
  • Radikale Exzision: Hierbei geht es um das Entfernen des gesamten Schweißgewebes im Bereich der Achseln. Dieses Verfahren wird nur noch in Einzelfällen angewendet.
  • Thorakale Sympathektomie: Betrifft die fokale Hyperhidrose die Hände, Füße oder das Gesicht, so können die Schweißdrüsen nicht operativ entfernt werden. Stattdessen kann ein bestimmter Nervenstrang im Bereich des Brustkorbs unterbrochen werden. Dies erfolgt in der Regel durch Hitze (elektrischen Strom). Die Operation wird meist von einem Neurochirurgen durchgeführt.

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